Indikationen

Das ist ein Nuklearmedizinisches Verfahren zur Behandlung von verschiedenen Formen der Überfunktion. Dabei wird radioaktives 131Jod eingesetzt. Das Radioaktive Jod wird besonders in die überaktiven Schilddrüsenzellen aufgenommen und dadurch werden die Zellen bestrahlt und außer Funktion gesetzt.

Indikationen der Radiojodtherapie:

  • Struma diffusa
  • Heiße Knoten
  • Funktionelle Autonomie der Schilddrüse
  • Immunhyperthyreose (Morbus Basedow)
  • Nach Entfernung der Schilddrüse bei Schilddrüsentumoren

Bei älteren Patienten stehen häufig andere Erkrankungen im Vordergrund, die Risiken eines operativen Eingriffs wesentlich erhöhen oder gegebenenfalls dringlicher als die Schilddrüse operativ behandelt werden müssen. Die Operation der Schilddrüse sollte deshalb nur, wenn absolut notwendig, oder bei ansonsten guter körperlicher Verfassung vorgenommen werden. Generell sollten nichtoperative Behandlungsmethoden wie Abwarten oder regelmäßige sonographische Kontrollen im Vordergrund stehen. Daher gilt die Therapie mit radioaktivem Jod zur Schilddrüsenverkleinerung oder Behandlung von heißen Knoten, die keine dringenden Gründe für eine Operation darstellen, als Verfahren der ersten Wahl. Der etwaigen Nebenwirkungen einer Radiojodtherapie sind im Verhältnis zu denen einer Operation harmlos.


Struma Diffusa

Die Radiojodtherapie ist zur Volumenverkleinerung der Schilddrüse äußerst wirksam, wird jedoch bei Struma diffusa grundsätzlich nur dann eingesetzt, wenn ein operativer Eingriff nicht möglich ist.

Heiße Knoten

Die Radiojodtherapie ist die Therapie erster Wahl bei unifokaler bzw. multifokaler Autonomie ohne kalte Knoten und ohne Verdacht auf bösartige Veränderungen.

Die Schilddrüse benötigt Jod zur Hormonproduktion. Die Radiotherapie macht sich die natürliche Neigung der Schilddrüse zur Jodanreicherung zunutze. Dem Patienten wird im Rahmen der Radiojodtherapie radioaktives Jod verabreicht. Radioaktives Jod gelangt genau wie normales Jod in die Schilddrüse. Da die Zellen heißer Knoten unabhängig von TSH-Anregung ungehemmt Hormon produzieren, nehmen diese das radioaktive Jod rascher und intensiver als normale Schilddrüsenzellen auf. Die Betastrahlen (Reichweite 1-2 mm) des von ihnen angereicherten radioaktiven Jods zerstören folglich die krankhaften Zellen, ohne das gesunde Schilddrüsengewebe wesentlich zu schädigen.


Funktionelle Autonomie der Schilddrüse

Die funktionelle Autonomie heilt nicht spontan ab. Deshalb sollten bei dieser Krankheit die autonomen Regionen der Schilddrüse operativ entfernt oder mittels Radiojodtherapie endgültig ausgeschaltet werden.

Immunhyperthyreose (Morbus Basedow)

Ziel der Radiojodtherapie ist die endgültige Ausschaltung der Schilddrüse. Deshalb ist eine lebenslange Einnahme des Schilddrüsenhormons, T4, nach der Radiojodtherapie erforderlich.


Nach Entfernung der Schilddrüse bei Schilddrüsentumoren

Da die Operation lediglich die mit freiem Auge sichtbaren Tumoranteile entfernt, mikroskopische Reste des Tumors jedoch mit der Zeit einen Rückfall des Krebses verursachen können, wird 4 bis 5 Wochen nach der Operation zur Ausschaltung der eventuell verbliebenen Schilddrüsenreste die Radiojodtherapie mit Jod-131 durchgeführt.



Die Therapie


Zur Behandlung der Patienten wird ihnen radioaktives Jod verabreicht. Dieses verbleibt eine gewissen Zeit lang in ihrem Körper und sendet Strahlung aus. Das radioaktive Jod wird im Laufe der Zeit aus ihrem Körper ausgeschieden oder verliert seine strahlende Wirkung. Dieser Vorgang ist in einer bis zwei Wochen beendet.

Die Strahlung des radioaktiven Jods dient als ihre Heilung. Für Personen in der Umgebung dieser Patienten erbringt sie allerdings keinen Nutzen. Diese Personen können sogar durch direkte Strahlung aus dem Körper der Patienten betroffen sein. Sie können aber auch mit radioaktivem Jod in Berührung kommen, das aus deren Körper ausgeschieden wurde.

Die Patienten können aber aktiv zur Verminderung der Strahlenexposition ihrer Angehörige beitragen, sodass für diese praktisch keine Gefährdung mehr besteht. Es ist daher die Pflicht des Patienten, zum Schutz der Personen in ihrer Umgebung die folgenden Anweisungen während der nächsten 7 Tage nach Applikation des Radiojods einzuhalten.


Vorbereitung

Im Falle einer thyreostatischen Therapie muss das Thyreostatikum (z.B.: Thiamazol, PTU) 2 Tage vor der Applikation des Radiojods abgesetzt werden.

Aktivität: max. 445 MBq Jod 131 als Einzelgabe

Das Einhalten einer jodarmen Diät ist erforderlich. Folgende Nahrungsmittel sollten unbedingt gemieden werden: Salz (jodfreies Salz verwenden), Meeresfrüchte, Scampi, Crevetten, Sardinen, Makrelen, Knabbergebäck, Fertigprodukte, geräucherte Speisen.

Strahlenschutzbestimmungen

Bei Berufstätigkeit ist ein Krankenstand von 7 Tagen ab Applikation des Radiojods erforderlich. Es sind bestimmte Vorsichtsmaßnahmen zum Schutze der Umgebung, insbesondere von Kindern, Jugendlichen und Schwangeren erforderlich.


Kontakt mit anderen Personen

Halten Sie einen möglichst großen Abstand zu anderen Personen. Reduzieren Sie den Kontakt zu anderen Personen auf ein Mindestmaß und vermeiden Sie nicht unbedingt notwendige Begegnungen. Dies gilt insbesondere für den Kontakt mit Schwangeren und Kindern.

Kurzbesuche (weniger als zwei Stunden) sind kein Problem. Halten Sie aber einen Mindestabstand von etwa zwei Metern ein und vermeiden Sie engeren Kontakt. Besuche von Kleinkindern oder Schwangeren sollten unterbleiben.

Jeder enge Kontakt zum Partner sollte auf eine halbe Stunde täglich beschränkt werden. Sie müssen in getrennten Betten schlafen. Zwischen den Betten muss ein Abstand von mindestens zwei Metern sein, auch wenn eine Wand dazwischen liegt (Wohnungswände bieten keinen ausreichenden Schutz gegen diese Art von Strahlung)

Kontakt mit Kindern

Da das Risiko für Kinder größer als das für Erwachsene ist, gilt für den Kontakt mit Kindern zusätzlich Folgendes:

  • Bei Kindern unter zehn Jahren vermeiden Sie soweit wie möglich engeren Kontakt, wie Umarmen oder jedwede körperliche Nähe.
  • Kinder unter zwei Jahren sollten von jemand anderem betreut werden, etwa von Verwandten oder Freunden.

Besuch von Veranstaltungen

Unterlassen Sie den Besuch von Veranstaltungen (z.B. Konzerte, Kino), bei denen Sie sich längere Zeit in unmittelbarer Nähe anderer Personen aufhalten.

Benützung öffentlicher Verkehrsmittel

Kurze Straßenbahn- oder U-Bahn-Fahrten können ohne besondere Maßnahmen erfolgen, sollten aber auf dringende Fahrten beschränkt bleiben. Längere Fahrten sollten nur in zwingenden Fällen vorgenommen werden. Bei Fahrten mit dem Taxi halten Sie einen möglichst großen Abstand zum Fahrer und nehmen Sie z.B. hinter dem Beifahrersitz Platz. Fahren Sie mit demselben Taxifahrer nicht länger als zwei Stunden.


Benützung von Besteck, Geschirr, Handtüchern, Betttüchern und dergleichen

Radioaktives Jod wird auch mit Speichel und Schweiß aus dem Körper ausgeschieden, was zur Verunreinigung von Besteck, Handtüchern, Betttüchern und dergleichen führen kann.

Benutzen Sie daher diese Gegenstände nicht gemeinsam mit anderen Personen. Nach dem Spülen oder Waschen sind diese aber wieder vollkommen ungefährlich und können wieder von allen verwendet werden. Ein separates Spülen oder Waschen dieser Gegenstände ist nicht erforderlich.

Benützung der Toilette

Das radioaktive Jod wird zum größten Teil über den Urin aus Ihrem Körper ausgeschieden. Achten Sie daher besonders darauf, dass kein Urin verspritzt wird. Besonders Männer müssen beim Wasserlassen unbedingt eine sitzende Stellung einnehmen. Sorgen Sie nach jeder Benützung für eine sorgfältige Toilettenspülung.


Schwangerschaft / Kinderwunsch

Ein Teil des radioaktiven Jods kann für längere Zeit in Ihrem Körper verbleiben. Sie sollten deshalb während der nächsten vier Monate am besten nicht schwanger werden.

Mitführen der mitgegebenen Begleitkarte

Die Ihnen ausgehändigte Begleitkarte ist über 50 Tage mitzuführen.

Sollten Sie aus anderen Gründen zum Arzt oder ins Krankenhaus müssen, zeigen Sie dort diese Karte vor.


Sollten Sie noch weitere Fragen haben, kontaktieren Sie bitte ihren behandelnden Arzt.